Messing, Neusilber, Gold: In Uhrwerken werden viele unterschiedliche Materialien verbaut, darunter auch das weniger bekannte Silizium. Das Halbmetall hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Material für Uhrenkomponenten entwickelt: Es ist leicht, stabil und reibungsarm. Der Verschleiß wird auf ein Minimum reduziert, sodass auf Schmiermittel völlig verzichtet werden kann. Dennoch ist Silizium noch lange nicht die Krönung der Materialgeschichte: Wissenschaftler arbeiten bereits daran, noch bessere, leichtere und beständigere Materialien zu entwickeln. Was läge da näher, als eines der widerstandsfähigsten – und wertvollsten – Materialien der Erde: Diamant.
Diamant ist der härteste Stoff überhaupt. Sein Name leitet sich von den griechischen Wörtern “diaphainein”=”durchscheinen” und “adámas” = “Der Unbezwingbare” ab. Zunächst reines Faszinosum der Natur, gelang es in den 1950er Jahren erstmals, Diamanten bei hoher Temperatur und mit sehr starkem Druck synthetisch herzustellen. Mittlerweile wurden weitere Verfahren entwickelt künstliche Diamanten zu schaffen, wozu auch die chemische Gasphasenabscheidung (engl. chemical vapour deposition, CVD) gehört, die in den 1980er Jahren entdeckt wurde.
Uhrenbauteile aus Diamant? Die Wissenschaft macht’s möglich!
Die Vorteile des diamantenen Werkstoffs überzeugten offensichtlich auch Ulysse Nardin. Nach ersten Proben mit dem Testobjekt ging das Uhrenhaus eine langjährige Zusammenarbeit mit der GFD ein: Noch im Jahr 2002 stattete Ulysse Nardin erste Zeitmesser mit den exklusiven Bauteilen aus. Die Serienproduktion ließ und lässt jedoch noch auf sich warten – bei all seinen Vorteilen ist Diamant dennoch ein sehr teurer Werkstoff.
Auch aus diesem Grund war der erste frei verkäufliche Zeitmesser mit Diamantspirale – die Freak Diamond Heart – vermutlich nur auf 100 Stück limitiert; eine Tatsache, die den ohnehin begehrenswerten Zeitmesser noch interessanter macht. Tatsächlich verdient die Uhr den Namen “Freak”, wenn man darunter die kunstvolle Andersartigkeit versteht, die ihn von allen anderen Uhren abhebt. Denn der Zeitmesser mit dem Herzen aus Diamant kehrt sein Innerstes nach außen: Die Mechanik des Uhrwerks zeigt sich unmittelbar auf den Ziffernblatt, sodass die nahezu transparente
Diamant – Werkstoff der Superlative
Das Ergebnis war erneut eine limitierte Uhrenreihe und zwar die Freak DiamonSil. Sie wurde im April 2007 als weltweit erste Uhr mit diamantbeschichteten Hemmbauteilen eingeführt.
Hinter der gefeierten Methode stecken viele Jahre intensiver Entwicklungsarbeit. Ursprünglich wurde der Trockenätzprozess, der dazu dient Silizium mit Diamant zu beschichten bereits in den 1990er Jahren von Ingenieuren der Robert Bosch GmbH entwickelt und als Deep Reactive Ion Etching (DRIE) benannt. Die Verfahrenstechnik ist jedoch extrem aufwendig, teuer und unterteilt sich in zahlreiche unterschiedliche Produktionsschritte. Voraussetzung sind die lithographische Vorstufe, Ätzanlagen für die Produktion der Siliziumteile und ein Reaktor zur Diamantbeschichtung. Doch was tut man nicht alles für glatte und reibungsarme Oberflächen, die die positiven Eigenschaften des Diamanten teilen?
* Die Dual-Direct-Hemmung wurde von Uhrenkonstrukteur Ludwig Oechslin entwickelt und 2001 in einer Uhr von Ulysse Nardin vorgestellt. Es handelt sich um eine Hemmung ohne Anker mit zwei Hemmungsrädern.